Leserbrief im "Zürcher Unterländer vom 6.2.2016

Die Vorlage zur Sanierung des Gotthardtunnels ist ein Sammelsurium falscher Behauptungen und Versprechen. Von Anfang an wurde die ernsthafte Prüfung von Varianten zum Bau einer 2.Röhre im Bundesamt für Strassen verhindert, so dass das ASTRA nun widerwillig Berichtungen kommunizieren muss.

  1. Der Zustand des Tunnels ist besser als behauptet. Eine Sanierung muss erst 2035 abgeschlossen sein. Damit bleibt Zeit für die Prüfung besserer Lösungen.
  2. Allen ist klar, dass kurz nach dem Bau alle vier Spuren genutzt werden sollen - alles andere wäre ja Geldverschwendung. Damit wird sich aber der Lastwagenverkehr in der ganzen Schweiz verdoppeln, denn der Gotthard ist die kürzeste Verbindung von Nord- nach Südeuropa.
  3. Der versprochene Sicherheitsgewinn mit richtungsgetrennten Tunnels wird bereits bei einer Verkehrszunahme von 3% wieder aufgefressen (BfU-Studie). Eine Verdoppelung des Verkehrs wird den Strassenverkehr weit gefährlicher werden. Es bestehen aber durchaus Möglichkeiten mit der Sanierung der einen Röhre den Tunnel noch sicherer zu machen.
  4. Bei der Abstimmung über die NEAT wurde der Bevölkerung versprochen, dass mehr Transitverkehr auf die Bahn verlagert würde, auch darum sind 24 Milliarden investiert worden. Eine zweite Röhre würde der Bahn Einnahmen entziehen und den verfassungsmässigen Alpenschutz torpedieren.
  5. Die Kosten für den Bau der 2.Röhre sind viel höher als die Verladung des Verkehrs während der Bauzeit (Güterverkehr durch Basistunnels Lötschberg und Gotthard, Personenwagen durch den „alten“ Gotthardtunnel).
  6. Die Gelder für die Mehrkosten für die 2.Röhre werden fehlen, um die Verkehrsprobleme dort zu lösen, wo sie tatsächlich gross sind, nämlich in den Agglomerationen. Im Kanton Zürich werden die Milliarden in den Ausbau des Nordrings nutzlos verpuffen, wenn sich der Transitverkehr verdoppelt.

Mit der Ablehnung der 2.Röhre wird die NEAT zeigen, was sie zu leisten im Stande ist und wir gewinnen Zeit, um nach einer seriösen Auslegeordnung eine bessere Sanierungsvariante zu beschliessen.

Thomas Hardegger

Nationalrat, Mitglied der Verkehrskommission