Allschwiler Wochenblatt vom Freitag, 13. Juni 2014 - Von Toprak Yerguz:

Ein Flughafenbetrieb bringt Belastungen mit sich. Thomas Hardegger referierte über seine Arbeit für die Bevölkerung.

Zürich ist nicht Basel und Basel ist nicht Zürich – darüber ist man sich in beiden Städten einig. Das heisst nicht, dass man bei ähnlichen Problemen nicht voneinander lernen kann. Zu diesem Schluss kamen die Anwesenden an der 40. Mitgliederversammlung des Schutzverbands der Bevölkerung um den Flughafen Basel-Mülhausen, der einen besonderen Gastredner präsentierte: Thomas Hardegger, SPNationalrat, Gemeindepräsident von Rümlang und Vizepräsident des Schutzverbands der Bevölkerung um den Flughafen Zürich.

In dieser Funktion referierte er über das Verhältnis zwischen den Zürcher Gemeinden und dem Flughafen Zürich in Kloten und was Basel daraus lernen könnte «Wieso zieht ihr nicht weg?» Thomas Hardegger spricht von «konkurrierenden Aufgaben», die in der Umgebung eines Flughafens in Einklang zu bringen sind: Der Anspruch auf Lebensqualität der Bevölkerung auf der einen Seite und die Interessen des Flughafens auf der anderen. Wohnen ohne krank zu werden, und die Anbindung. Hardegger machte aus seiner Parteilichkeit keinen Hehl – «Als Gemeindepräsident bin ich zuständig für die Gesundheit der Menschen » – und forderte: «Die körperliche und geistige Gesundheit muss gewährleistet sein.» Eine Mitschuld an der Misere im Disput mit dem Flughafen gab er dem Bund: Der kantonale Richtplan, vom Bund genehmigt, weise gewisse Gebiete als Wohnzonen aus, darunter diverse Gemeinden in Flughafennähe. Das bedeute, dass die Menschen vor übermässiger Belastung geschützt werden müssten, was aber nicht immer der Fall sei. Auf die Frage, weshalb man nicht einfach wegziehe, antwortete Hardegger: «Weil es unsere Heimat ist.» Die Menschen wohnen, arbeiten und leben in den Dörfern, besitzen dort vielleicht auch ein Haus. Sie hätten ein Anrecht auf ein Leben ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen. Und trotzdem müssten sie sich oft in die Schublade der «übersensiblen Flughafenkritiker» stecken lassen. Hardegger bedauerte, dass Argumente wie Arbeitsplätze und wirtschaftlicher Erfolg die Gesundheit der Bevölkerung in den Hintergrund drängen. Er bestritt die Korrelation von wirtschaftlichem Aufschwung in der Umgebung eines Flughafens mit der Anzahl Flüge. Vielmehr gehe es einem Flughafen vornehmlich um das eigene wirtschaftliche Wohlergehen, wenn er die Anzahl Flüge maximiert. Ein Verhalten, das sich in Zürich verschlimmert habe, nachdem der Flughafen privatisiert wurde. Ein grosser Teil der Flüge sind dem Status des Flughafens Zürich als Hub geschuldet: Laut Hardegger wechseln rund ein Drittel der Reisenden auf ihrem Weg von einem Punkt zum anderen in Zürich den Flug. Einziger Profiteur dieses Umsteigens sei der Flughafen, der an den Gebühren verdiene. Leidtragende seien die Lärmgeplagten der Region. Hardegger fordert deshalb, dass nur noch Flüge über Zürich stattfinden sollen, die den Schweizer Reisenden dienen: «Der Luftverkehr soll sich an den Bedürfnissen orientieren und nicht künstlich aufgeblasen werden.» Eine weitere Forderung betrifft die gerechte Verteilung der Lärmbelastung auf die umliegenden Gemeinden: Es könne nicht sein, dass einzelne Gebiete – namentlich die Stadt Zürich und die Gemeinden im Süden an der Zürcher «Goldküste» – aus politischen Gründen verschont werden.

Unter Gleichgesinnten
Thomas Hardeggers Ausführungen stiessen bei den Anwesenden vornehmlich auf Verständnis. Julia Gosteli, Vorstandsmitglied des Basler Schutzverbands und Politikerin der Grünen, wohnt in einer Anflugschneise. Sie zeigte im Sinne der regionalen Solidarität von Lärmgeplagten Verständnis für die Flüge über das eigene Haus, gab aber auch zu, dass es bisweilen schwer falle. Vorstandsmitglied Susanne Leutenegger Oberholzer, SPPolitikerin, erinnerte daran, dass der binationale Status des Euroairports die Situation noch komplizierter mache, als sie in Zürich schon sei. Allgemein wurden die Anzahl und die zu tiefen Preise für Flüge beklagt. Thomas Hardegger setzte den Zürcher Flugplan in einen Zusammenhang: «Mit 32 Flügen pro Tag ist London besser an Zürich angebunden als manche Vorortsgemeinde. » Hardeggers Referat folgte der ordentliche Teil der Mitgliederversammlung, in welchem alle traktandierten Geschäfte einstimmig angenommen wurden.